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Was uns die Linguistik übers Sprachen lernen beibringen kann

Juli 14, 2017

Es ist möglich, Fremdsprachen ohne einen Abschluss in Linguistik gut zu beherrschen, aber es gibt ein paar Dinge, die Linguisten und Sprachlehrer uns beibringen können.

Wir fragten Jaana, eine Sprachstudentin am Ende ihres Studiums, was sie durch ihren Titel in Linguistik und Pädagogik gelernt hat.

– Sprachstudenten an der Uni belegen zum Beispiel Kurse in Sprachstruktur, Phonetik (Studium der Laute), Semantik (Studium der Bedeutung) und Pragmatik (wie Kontext zur Bedeutung beiträgt). Zusätzlich zur allgemeinen Linguistik, gibt es Kurse über Kultur, Literatur, Sprachgeschichte und Sprachvariationen, sagt Jaana.

Sprachstudien beinhalten Kurse über Grammatik und Vokabeln, aber auch Konversationskurse mit einem Muttersprachler. Die Struktur des Studienprogramms hängt sehr von der jeweiligen Uni ab und auch von der Wahl der Nebenfächer, als auch davon, ob man Lehrer, Übersetzer oder Sprachwissenschaftler werden möchte.

– Mir haben besonders die Phonetik und die Kurse, Spaß gemacht, in denen gesprochen wurde. Ich finde es sehr schwierig, mündliche Fähigkeiten in einer Sprache zu entwickeln, wenn man in einem Land lebt, wo man die Sprache, die man studiert, gar nicht hört. Auf der anderen Seite machen fast alle Sprachstudenten eine Austauschsemester oder ein Praktikum in einem Land, in dem die Sprache, die man studiert, gesprochen wird, erklärt Jaana.

Die wichtigsten Erkenntnisse einer Sprachstudentin

Wenn man erstmal verstanden hat, wie eine Sprache strukturiert ist und wie sie funktioniert, ist es auch viel einfacher, andere Sprachen zu lernen (zumindest die, die derselben Sprachfamilie angehören).

– Obwohl Sprachen unterschiedlich sind, haben sie doch erstaunlich viel gemeinsam. Ich kann einige der Sprachprinzipien anwenden, die ich gelernt habe, kann ein paar Wörter aufschnappen, die mir vertraut klingen, und verstehe selbst von Sprachen, die ich nicht gelernt habe, zumindest ein wenig, sagt Jaana.

Auf der anderen Seite erfährt man durch ein formelles Sprachenstudium viel darüber, wie unterschiedliche Dinge in verschiedenen Sprachen ausgedrückt werden, und wie das sich in dem widerspiegelt, wie die Menschen denken. Die Kultur des jeweiligen Landes und die Art, wie die Menschen die Welt sehen, scheint durch die Sprache hindurchzuscheinen. Zum Beispiel reflektiert die Art, wie ältere Menschen formeller angesprochen werden die hierarchischen Strukturen einer Gesellschaft und den Respekt vor der älteren Generation.

Unterschiede in Höflichkeitsstrategien verschiedener Kulturen werden daran deutlich, wie Menschen am Abendbrottisch Essen ablehnen, das ihnen angeboten wird. Wenn du an einem deutschen Tisch sitzt und dein Gastgeber bietet dir Essen an, obwohl du satt bist, kannst du einfach „Danke“ sagen. Das wird als höfliche Ablehnung interpretiert. An einem finnischen Abendbrottisch jedoch würde „Kiitos“ (danke) bedeuten: „Ja, bitte, ich möchte noch etwas.“

Die Sprachgewohnheiten

Es gibt ein paar Dinge, die lernt man erst, wenn man eine Sprache flüssig beherrscht. Das sind die Sprachgewohnheiten einer Sprache. Zum Beispiel benutzen die Deutschen, wenn sie über die Vergangenheit reden, lieber das Perfekt, als das Imperfekt. Der Satz: „I ate some Pizza yesterday“ würde eher ausgedrückt als: „Ich habe gestern Pizza gegessen“, als: „Ich aß gestern Pizza“, obwohl das Letzere auch grammatikalisch korrekt ist. Diese Dinge kann man nicht von der eigenen Muttersprache ableiten. Sie müssen extra gelernt werden.

Es gibt auch sprach- und kulturspezifische Konventionen in der Schriftsprache, die sich auf eine bestimmte Textart beziehen. Zum Beispiel könnte es eine bestimmte Form dafür geben, wie man ein unterschiedlichen Sprachen eine E-Mail oder ein Bewerbungsschreiben anfängt und beendet. Diese Dinge sind es wert, online ausgecheckt zu werden, bevor man zum Beispiel eine wichtige E-Mail oder ein Bewerbungsschreiben abschickt.

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Der Rat der Sprachlehrerin: Lernt wie die Kinder

Kinder lernen Sprachen ganz natürlich: Indem sie spielen, etwas tun und konkret anwenden. Kindern ist es egal, ob sie Fehler machen. Sie probieren einfach aus, wenden an und generalisieren ohne Angst.

– Man kann eine Sprache nur lernen, wenn man den Mut hat, sie zu benutzen, sagt Jaana und fährt fort:
– Glücklicherweise wird heutzutage die Entwicklung der mündlichen Sprachfähigkeiten beim Sprachen lernen wichtiger genommen. In Finnland überlegt man derzeit, ob dem Abschlussexamen an der Highschool auch eine mündliche Komponente hinzugefügt werden sollte.

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